KUTENO 2025Bild: © P. Pollmeier / Hochschule Bielefeld (HSBI)Interview mit Technologiescout HeikeWulf – Nachgefragt bei InCamS@BI:Was sind die größten Herausforderungen beim Recycling?Und was hat ein Expert Panel damit zu tun?Im Interview der Reihe erklärt TechnologiescoutHeike Wulf aus der Forschungsgruppe ZirkuläreWertschöpfung heute, wie Kunststoffe in einerCircular Economy genutzt werden können und dadurchRessourcenverschwendung minimiert werdenkann. Diesem und anderen Thema widmensich auch die InCamS@BI Expert Panels, die dieForschungsgruppe mitentwickelt und erfolgreichdurchgeführt hat: Aber was macht eigentlich einExpert Panel?In der Interviewreihe „Nachgefragt bei InCamS@BI“ erklärenKolleginnen und Kollegen aus dem Team, wiedas Transferprojekt InCamS@BI funktioniert und mitwelchen Transferprojekten sich das InCamS@BI-Teamgerade beschäftigt. Was passiert beispielsweise beieinem Expert Panel? Welche Vorteile haben Unternehmenvon der Teilnahme? Und was hat der heutigeWeltrecyclingtag mit den R-Prinzipien der ZirkulärenWertschöpfung zu tun? Fragen wie diese und vielemehr wollen wir hier im Gespräch beleuchten.Heike, am 18. März ist der Weltrecyclingtag. Du bist Umweltingenieurinund kennst dich daher unter anderemmit dem Thema Recycling und Abfallwirtschaft sehr gutaus. Was sind aktuell die größten Herausforderungen indiesen Bereichen?Heike Wulf: Ein grundsätzliches Problem ist es, dass dieRecyclingfähigkeit von Wertstoffen nicht ausreichendgegeben ist. Dadurch sind große Flächen für Mülldeponiennotwendig, beispielsweise für Baustoffe oderAschen. Durch mehr Recycling könnte man die Flächenanderweitig nutzen.Eine andere aktuelle Herausforderung in der Abfall-14 Wirtschaft Kompakt
KUTENO 2025wirtschaft entsteht durch Knopfzellenund Batterien. Diese werdenbeispielsweise in leeren E-Zigarettenoder Vapes im Restmüll entsorgt.Häufig ist jedoch noch eineRestspannung vorhanden. Dadurchkönnen sich unter UmständenBrände entwickeln. Brennt eineSortieranlage ab, ist ein Wiederaufbauder Anlage auf Grund von Haftungsfragenoft schwierig.Welche spezifischen Herausforderungensiehst du insbesondere beimRecycling von Kunststoffen?Heike Wulf: Kunststoffe werdenaus Erdöl hergestellt und bei ihrerProduktion wird viel Energie gebraucht.Um die Klimaziele zu erreichenund die Nachhaltigkeit zuverbessern, ist es daher sehr wichtig,dass Kunststoffe mehrfach verwendetwerden können. Dazu müssenwir die Recyclingfähigkeit vonKunststoffen insgesamt stark erhöhen.Eine Möglichkeit ist es, die Anzahlvon Materialvarianten zu reduzierenund auf einfach mechanischrecyclingfähiges Material zu setzen,insbesondere bei Verpackungenaus Kunststoff, die nur sehr kurzfristigim Verkehr sind.Technische Kunststoffe werden inder Regel länger genutzt. Aus ihnenbestehen beispielsweise Baustoffeoder auch Autoteile. Auch hier ist eswichtig, schon vor der Produktionauch das Recycling mitzudenken.Hierzu ist es entscheidend, dass dieProdukte demontierbar und mechanischrecycelbar sind.Das Recycling ist eine der bekanntestenMöglichkeiten zur Abfallvermeidung.Neben dem Recycling gibtes noch weitere sogenannte R-Prinzipien.Kannst du uns dafür Beispielenennen?Heike Wulf: Es ist wichtig, dassUnternehmen für ihr individuellesProdukt genau schauen, wiees nachhaltiger gestaltet werdenkann. Eine Möglichkeit bietet auchdas R-Prinzip „Reduce“. Hier gehtes um Einsparungen. Wenn beispielsweiseeine Verpackung kleinerwird, müssen weniger Kunststoffebei ihrer Herstellung genutztwerden. Die Reduzierung der genutztenRohstoffe sollte jedochnicht auf Kosten der Langlebigkeiteines Produkts gehen.Das Prinzip „Repair“ ist ein Schwerpunktmeiner Arbeit. Am Institutfür Technische Energie-Systeme(ITES) der HSBI entwickeln wir Strategien,um die Langlebigkeit beiElektronikprodukten durch Reparaturweiter zu verbessern. Dazukann ich sagen, dass auch hier dieDemontierbarkeit der einzelnenProduktkomponenten wichtig ist,um Reparaturen zu ermöglichen,Neuerungen auch nachträglichnoch einbauen zu können undletztendlich die Recyclingfähigkeitzu erhöhen.Inwiefern kann die zirkuläre Wertschöpfungals Wirtschaftsform eineLösung für mehr Nachhaltigkeitsein?Heike Wulf: Die zirkuläre Wertschöpfungkann einen großenBeitrag zur Produktivität von Rohstoffenund für den Klimaschutzleisten. Wenn ich etwas zirkulärnutzen kann, dann muss ich esnicht herstellen und verbraucheso kein Material und keine Energie.Hersteller sollten meiner Meinungnach bis zum Ende eines Produktlebenszykluseine Verantwortungfür ihr Produkt haben. Bestenfallssollte die Umsetzung von Maßnahmen,die die Zirkularität von Produktenerhöhen, in Geschäftsmodelleintegriert sein. Das bedeutet,dass Unternehmen beispielsweiseeinen eigenen Reparaturservice anbieten,sodass Langlebigkeit auchwertschöpfend ist. [...]WEITERLESEN »Text: © sas / Hochschule Bielefeld (HSBI)Bild: © P. Pollmeier/HSBIWirtschaft Kompakt15
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